Ein Blick über den Tellerrand – die „Euregio Maas-Rhein“ stellt sich vor

Wolfgang Lerche-Steffen

Die Oder-Partnerschaft als Netzwerk deutsch-polnischer Regionen ist bekannt – doch wie sieht die Zusammenarbeit in anderen grenzüberscheitenden Kooperationsgemeinschaften aus? Denn regionale Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg wird auch in anderen Projekten erfolgreich umgesetzt. So auch in der „Euregio Maas-Rhein“: Anregungen, wie eine vorbildliche Kooperation von Grenzregionen aussieht, konnte eine Delegation aus Berliner und Brandenburger Verwaltungen und Nichtregierungsorganisationen bei einem Besuch der „Euregio Rhein-Maas“ im Länderdreieck Deutschland-Niederlande-Belgien in Eupen (Ostbelgien) mitnehmen. Mit der Vorsitzenden des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wohnen Ülker Radziwill war auch das Berliner Abgeordnetenhaus vertreten. Das Treffen in Eupen hatte die Belgische Botschaft in Berlin arrangiert. Deren Botschaftsrat Alexander Homann begleitete die Reise nach Eupen.

Im Gegensatz zur informellen Zusammenarbeit in der Oder-Partnerschaft basiert die Zusammenarbeit im Raum Aachen – Maastricht (NL) – Lüttich (B) auf institutionellen Grundlagen. Ein wichtiges Kooperationsfeld der Euregio ist die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik. So gibt es Förderprogramme, mit denen Bürger*innen der Grenzregion befähigt werden, sich um einen Arbeitsplatz im Nachbarland zu bewerben, z. B. durch das Erlernen interkultureller Kompetenzen, die für Bewerbungen wichtig sind.

Ähnlich wie beim grenzüberschreitenden Bahnverkehr zwischen Deutschland und Polen gibt es auch zwischen Deutschland, Belgien und den Niederlanden eine Zusammenarbeit im Personennahverkehr. Dieser wird in der Euregio vom Aachener Verkehrsverbund (AVV) koordiniert. So wurde ein attraktives Euregio-Tages-Ticket entwickelt, mit dem man in den Grenzregionen alle Busse und Bahnen, in Belgien auch die IC-Züge, nutzen darf. Die bereits stillgelegte Bahnstrecke von Aachen ins niederländische Maastricht wurde reaktiviert. Außerdem fahren elektrische Regionaltriebzüge aus Belgien problemlos mit Gleichstrom in den Aachener Hauptbahnhof hinein, was Vorbild für den grenzüberschreiten Bahnhof in Görlitz sein könnte. Aachen und die belgische Stadt Spa verbindet eine Regionalbahn und zwischen Eupen und Aachen kursiert jede halbe Stunde eine Buslinie.

Eupen ist auch die Hauptstadt der belgischen „Deutschen Gemeinschaft“ mit Parlament und Regierung. Ministerpräsident Oliver Paasch und Parlamentspräsident Karl-Heinz Lambert (auch Vorsitzender des EU-Ausschusses der Regionen) hatten die Delegation zu einem gemeinsamen Gespräch geladen. Der Austausch zwischen den Beteiligten soll auch in Zukunft weitergeführt werden, um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Ländern weiterhin zu fördern.