Entlang der deutsch-polnischen Bildungsbrücke: Die Europa-Universität Viadrina
In dieser Artikelreihe stellen wir Ihnen Bildungseinrichtungen und Hochschulen aus der Oder-Region vor, die sich auf deutsch-polnische, europäische und interkulturelle Themen sowie den Grenzraum an der Oder und der Neiße konzentrieren. Diese Woche nehmen wir Sie mit an die deutsch-polnische Grenze, genauer gesagt nach Frankfurt (Oder) in Brandenburg, um Ihnen die Europa-Universität Viadrina vorzustellen.
Die Europa-Universität Viadrina wurde 1991 als Europa-Universität mit einem besonderen Auftrag an einem besonderen Ort direkt an der Grenze zu Polen gegründet. Sie versteht sich als Reformuniversität, verwirklicht in Forschung und Lehre in besonderem Maße Interdisziplinarität und Internationalität, befördert die deutsch-polnische Verständigung und wirkt auf eine gesamteuropäische Integration hin. Ihrer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wird sie durch ihr besonderes Engagement für den deutsch-polnischen Verflechtungsraum beiderseits der Oder gerecht. Fachlich beschränkt sich die Viadrina bewusst auf drei im weiteren Sinne geisteswissenschaftliche Disziplingruppen: Recht, Wirtschaft und Kultur.
Seit 2023 wird die Viadrina von dem Osteuropa-Historiker Prof. Dr. Eduard Mühle geleitet. Er sagte in seiner Antrittsrede, dass die Viadrina mit ihrer beharrlichen Arbeit an den intellektuellen Fundamenten des europäischen Projektes – in einschlägigen Studiengängen, Forschungsprojekten und Transferangeboten – ihren Beitrag dazu leiste, „den europäischen Integrationsprozess gegenüber nationalistischen Egoismen zu verteidigen und geduldig voranzubringen.“
International studieren und leben
Die besondere Internationalität ist an der Europa-Universität im Campus-Leben, im Studium und der Forschung zu erleben. Rund ein Drittel der Studierenden kommen aus dem Ausland, die größte Gruppe der internationalen Studierenden sind Polinnen und Polen. Für die meisten Viadrina-Studierenden gehört ein Auslandssemester an einer der rund 250 Partneruniversitäten in 50 Ländern der Welt zum Studium dazu. Allein in Polen können Viadrina-Studierende zwischen 26 verschiedenen Partnereinrichtungen für ein oder zwei Auslandssemester auswählen.
Darüber hinaus bieten internationale Doppelabschlüsse die Möglichkeit, einen Studiengang sowohl an der Viadrina also auch an anderen internationalen Universitäten zu absolvieren. Dazu gehört unter anderem der Master of European Studies, den die Viadrina gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań, der BILGI University in Istanbul und der Sciences Po Strasbourg anbietet. Auch im Studiengang Internationale Betriebswirtschaftslehre bietet die Europa-Universität Doppelabschlüsse an, unter anderem mit der School of Economics in Warschau, der Universidad Católica de Cordoba in Argentinien und der Montpellier Business School in Frankreich. Ein einzigartig grenzüberschreitendes Lehrangebot der Juristischen Fakultät ist das Deutsch-Polnische Jurastudium, das das parallele Studium von zwei europäischen Rechtssystemen in zwei Ländern sowie in zwei Sprachen ermöglicht.
Themen der Zukunft: Digitalisierung und der Blick nach Osten
Doch auch wer „nur“ an der Viadrina studiert, kann tagtäglich ins Ausland gehen. Gemeinsam mit der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań (AMU) betreibt die Europa-Universität das Collegium Polonicum im polnischen Słubice – auf der anderen Seite der Oder in Sichtweite des Viadrina-Hauptgebäudes gelegen. Dort befindet sich unter anderem eine der jüngsten wissenschaftlichen Einrichtungen der Viadrina und ein gemeinsames Projekt mit der AMU: die 2020 gegründete European New School of Digital Studies (ENS). Aus politikwissenschaftlicher, soziologische rund rechtlicher Perspektive werden hier die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung erforscht, beispielsweise bei der Regelung von Künstlicher Intelligenz oder bei Wahlkämpfen im Social-Media-Zeitalter. Studierende aus vielen Ländern der Welt belegen hier den Studiengang Master of Digital Entrepreneurship.
Eine noch jüngere Einrichtung der Viadrina ist das Ende 2023 eröffnete Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU). Die neue zentrale wissenschaftliche Einrichtung entsteht aus dem 2011 an der Europa-Universität gegründeten Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien und schafft neue Räume und Möglichkeiten für die Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur, Politik und Gesellschaft der Ukraine in ihren europäischen Bezügen und globalen Verflechtungen. Die Leitung des VCPU haben Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast, Inhaberin des Lehrstuhls für Interdisziplinäre Polenstudien an der Viadrina, und Prof. Dr. Andrii Portnov, Inhaber der – deutschlandweit einzigen – Professur für Entangled History of Ukraine, inne. Anlässlich der Eröffnung sagte Andrii Portnov: „Die Ukraine bildet bereits seit vielen Jahren einen wichtigen Schwerpunkt in Forschung und Lehre an der Europa-Universität Viadrina. Insbesondere in den Bereichen Geschichte, Wirtschaft und Recht, Friedens- und Konfliktforschung sowie Kultur, Literatur und Sprache verfügt die Europa-Universität über ausgewiesene Expert*innen. Deren Zusammenarbeit mit der internationalen Ukraine-Forschung zu intensivieren, unsere engen Beziehungen zu ukrainischen Partneruniversitäten und Forschenden weiter auszubauen und so zu gesichertem Wissen über die Ukraine beizutragen – das ist das Ziel des neuen Centers.“
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