Polnisch lehren lernen in Greifswald und Szczecin: Der Studiengang Lehramt Deutsch-Polnisch binational / Polonistyczno-germanistyczne wspólne studia nauczycielskie
In dieser Artikelreihe stellen wir Ihnen Bildungseinrichtungen und Hochschulen aus der Oder-Region vor, die sich auf deutsch-polnische, europäische und interkulturelle Themen sowie den Grenzraum an der Oder und der Neiße konzentrieren. Diese Woche nehmen wir Sie mit nach Mecklenburg-Vorpommern an die Universität Greifswald, wo es in Zusammenarbeit mit der unweit gelegenen Universität in Stettin (Szczecin) ein besonderes Studienangebot für Freund*innen der polnischen Sprache gibt.
Mit über 10.000 Studierenden ist die Universität Greifswald die einzige Volluniversität in Vorpommern. Neben den drei klassischen Aufgabenbereichen einer Universität – also Forschung, Lehre und Wissenstransfer in die Gesellschaft – kommt ihr aufgrund ihrer Lage im Grenzgebiet zu Polen eine weitere wichtige Funktion zu: Sie sieht es als ihre Verpflichtung an, in den drei genannten Aufgabenbereichen zu einer Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen beizutragen. Ihre Aktivitäten in diesem Bereich sind vielfältig: An der Universitätsmedizin sind Projekte angesiedelt, die eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit beispielsweise bei den Rettungsdiensten oder in der Kinderkrebstherapie vorantreiben (zum Beispiel INGRIP und TEMICARE). Sie unterstützt finanziell das von dem gleichnamigen Verein getragene jährlich stattfindende Kulturfestival „polenmARkT“, dessen Ziel darin besteht, polnische Kultur einem breiten Publikum in Greifswald und ganz Vorpommern näher zu bringen. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang aber die Förderung der Nachbarsprache, also des Polnischen. Die Kenntnis der Nachbarsprache erleichtert nämlich nicht nur die Kommunikation über die Grenze hinweg, sondern erlaubt im gegenseitigen Austausch auch die Einnahme anderer Perspektiven und trägt auf diese Weise dazu bei, Vorurteile ab- und Toleranz aufzubauen.
Der Studiengang
Im Mittelpunkt steht dabei die Ausbildung von Polnischlehrkräften. Dementsprechend hält die Universität Greifswald am Institut für Slawistik Lehramtsstudiengänge für Polnisch für alle Schultypen vor, angefangen bei der Grundschule über die Regionale Schule bis hin zum Gymnasium. Im Unterschied zu anderen Universitäten mit einem vergleichbaren Angebot bietet die Universität Greifswald aber zusätzlich einen Polnisch-Lehramtsstudiengang an, der deutschlandweit einzigartig ist. Es handelt sich um einen Double-Degree-Studiengang, der von der Universität Greifswald gemeinsam mit der Partneruniversität Szczecin durchgeführt wird. Das Studium hat ein gemeinsames Studienprogramm (Joint Programme), das anteilig in Greifswald und in Szczecin absolviert wird. Das Programm umfasst drei Fächer: Fachwissenschaft Polnisch, Fachwissenschaft Deutsch sowie die Bildungswissenschaften und dauert insgesamt 10 Semester. Die grenzüberschreitende Mobilität, Zweisprachigkeit und interkulturelle Kompetenz spielen während des Studiums eine entscheidende Rolle, denn fast die Hälfte des Studiums wird an der jeweiligen Partneruniversität absolviert. Die Absolvent*innen erhalten folgende Abschlüsse: das Erste Staatsexamen auf der deutschen Seite und den Magister auf der polnischen Seite. Darüber hinaus erhalten sie einen Lizenziat-Grad nach dem 6. Semester, der dem deutschen BA-Abschluss entspricht. Somit stehen ihnen die Türen für den Lehrer*innenberuf in beiden Ländern offen. Sie können also beide Sprachen in Deutschland an Gymnasien und Regionalen Schulen und in Polen an Grundschulen (Klasse 4-8) und weiterführenden Schulen sowohl als Muttersprache als auch als Fremdsprache unterrichten.
Weitere Maßnahmen zur Förderung des Polnischen
Flankiert wird dieses Studienangebot durch weitere Maßnahmen der Universität Greifswald zur Stärkung der Polenkompetenz. Hierzu zählt etwa das Zusatzzertifikat „Polonicum“, welches allen Studierenden der Universität offensteht und beispielsweise im Rahmen der Optionalen Studien in den BA-Studiengängen erworben werden kann. Einen weiteren Baustein bildet eine einwöchige internationale Sommerschule, die alle zwei Jahre ebenfalls unter dem Titel „Polonicum“ stattfindet. In Seminaren und Abendvorträgen können sich die Teilnehmer*innen dabei über aktuelle Fragen aus Geschichte, Kultur und Politik Polens informieren. Schließlich war das Institut für Slawistik auch an mehreren grenzüberschreitenden Projekten zur Förderung der Nachbarsprache beteiligt. In deren Rahmen wurden nicht nur Fortbildungen für bereits arbeitende Polnischlehrkräfte durchgeführt, sondern an ausgewählten Schulen auch innovative Lehrmethoden für den Polnischunterricht implementiert, wie beispielsweise ein online-Tandem-Unterricht. Nicht zuletzt wurden in diesem Kontext auch Lehr-/Lernmaterialien für den Polnischunterricht erarbeitet, die kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Fazit
Ein Kernbereich in Forschung und Lehre an der Universität Greifswald ist der Ostseeraum als ganzer. Die hier kurz vorgestellten vielfältigen Maßnahmen und insbesondere der deutsch-polnische binationale Lehramtsstudiengang verdeutlichen, dass dabei die Auseinandersetzung mit Polen und die Förderung des Polnischen einen zentralen Baustein bilden.
Weitere Informationen zur Universität Greifswald finden Sie hier sowie zum vorgestellten Doppelstudiengang hier.